Malene Hvidt

Die Architektin Malene Hvidt von Spacon & X unterhält sich mit Fritz Hansen über die Bedeutung von Erbe und dem ganzheitlichen Designansatz ihres Büros.

Malene Hvidt hat Kompetenzen in allen denkbaren Designdisziplinen: von der Herstellung von Kleidung bis zur Gebäudekonstruktion, von Möbeln bis zur Raumgestaltung. Dies macht sie zur idealen Partnerin für Spacon & X, ein Kopenhagener Design- und Architekturbüro mit ganzheitlichem Projektansatz. Zu den Kunden gehören unter anderem René Redzepi (vom berühmten Restaurant Noma) und Adidas. Das Unternehmen erhielt für seine zukunftsweisenden Kreationen bereits eine Reihe von Auszeichnungen. In unserem Gespräch erzählt uns Hvidt, wie ihre Herkunft die Arbeit beeinflusst und an welchen Grundprinzipien sich ihr Unternehmen ausrichtet.

Welche Auswirkungen hat Ihr familiärer Hintergrund auf Ihre Arbeit?

Nach und nach wird mir bewusst, wie sehr mich mein Erbe beeinflusst. Ich bin in einer Architektenfamilie aufgewachsen: Mein Großvater war Architekt und auch mein Vater übt diesen Beruf aus. In den 1940er Jahren gründete mein Großvater Hvidt & Mølgaard. Das Unternehmen ist vor allem für seine Möbel bekannt, hat aber an allen möglichen Projekten mitgewirkt, wie zum Beispiel am Entwurf einer der größten Brücken Dänemarks. Mein Großvater starb in meinem Geburtsjahr, daher habe ich ihn nie wirklich kennengelernt – aber die Auseinandersetzung mit seiner Person und seinem Schaffen war mir sehr wichtig.

Erzählen Sie mir von dem Zuhause Ihrer Kindheit.

Als wir nur wegen eines Hauses aus der Stadt wegzogen, 30 min Wegstrecke entfernt, konnte ich das nicht verstehen. Jetzt, wo ich älter bin, kann ich es besser nachvollziehen. Das Haus wurde von Halldor Gunnløgsson entworfen, dem Universitätsdozenten meines Vaters, einem bekannten Architekten. Das Gebäude ist unglaublich, voller Licht. Meine Familie stattete den Raum auch auf besondere Weise aus, mit einer Mischung aus skandinavischen und japanischen Designeinflüssen, die in den Objekten um uns herum sichtbar waren und unsere Kindheit hindurch begleiteten.

Bei Spacon & X haben Sie einen ganzheitlichen Designansatz, beginnend bei der äußeren Gebäudeform bis hin zum Grundriss eines Raumes und den Objekten, die ihn ausstaffieren. Wie kam es dazu?

Anfangs bedienten unsere Projekte den Menschen, der in der Stadt lebt und arbeitet. Das bedeutete, die verfügbaren Quadratmeter möglichst effizient zu nutzen – und so arbeiteten wir an Projekten verschiedener Größenordnungen. Dadurch hatten wir mit Bürodesign und Einzelhandel bis hin zu Gebäudedesign und Ökodörfern zu tun. Und vor kurzem haben wir mit E15 eine Möbellinie auf den Markt gebracht, was für mich etwas ganz Besonderes ist – es ist etwas, das ich schon immer tun wollte.

Wie teilen Sie Ihre Arbeit als Team auf?

Meine beiden Partner haben das Unternehmen 2014 gegründet und ich bin 2015 eingestiegen. Jeder von uns hat unterschiedliche Fachgebiete: Nikoline Dyrup Carlsen ist Architekt, der an Großbauten gearbeitet hat. Svend Jacob Pedersen kommt aus der Werbung und Mode. Meine Berufserfahrung umfasst beide Bereiche: Architektur und Fashion. Diese Kompetenzen ermöglichen es uns, eine erstaunliche Bandbreite an Projekten zu realisieren. Und neben uns dreien haben wir eine ganze Reihe von Architekten, Zimmerleuten, Baukonstrukteuren, Designingenieuren, Produktdesignern und vielen weiteren, so dass wir alle Designaspekte über unser Studio bedienen können.

Sie arbeiten auch im Bereich sozialer Wohnungsbau. Spiegelt dies Ihren Unternehmensethos wider?

Beim sozialen Wohnungsbau geht es um eine Balance aus Schönheit und Funktionalität. Wichtig ist die Erkenntnis, dass es sich hierbei nicht um eine Entweder-oder-Entscheidung handelt. Indem wir uns damit beschäftigen, wie die Menschen ihren Raum nutzen möchten, können wir ihn perfekt an die Bedürfnisse anpassen und ein schönes Gebäude schaffen. Die gleichen Prinzipien gelten für Privathäuser. Wir wollen sicherstellen, dass wir die Rituale des täglichen Lebens wirklich verstehen - das, was Orte zu einem Zuhause werden lässt.

Bildnachweis: Barbara Hvidt