Byron & Dexter Peart

Byron und Dexter Peart, die Gründer von GOODEE, in einem Gespräch mit Fritz Hansen über die dringende Notwendigkeit eines Wechsels in der Innenarchitekturbranche in Richtung ethisches Design und Nachhaltigkeit.

Die Zwillingsbrüder Byron und Dexter Peart, Designer und Unternehmer, gründeten GOODEE im Jahr 2017: einen Marktplatz mit sorgfältig ausgewählten Produkten für das moderne Leben. Die Brüder sind der Überzeugung, dass bewusstes Einkaufen die Welt verändern kann. In einem gemeinsamen Gespräch konnten wir erfahren, warum sie glauben, dass ethisches Design, langlebige Produkte und bewusstes Shoppen die Welt verändern können.

Warum glauben Sie, dass die Art und Weise, wie wir einkaufen, die Welt verändern kann?

Wir sehen den Verbraucher als Kurator von heute. Unserer Meinung nach haben wir alle mittels unserer kollektiven Kaufkraft die Chance, Unternehmen zu unterstützen, die einen echten sozialen und ökologischen Beitrag leisten. Leider schafft unsere Gesellschaft Anreize, mehr zu konsumieren, als wir benötigen. Das Schwierigste für die Verbraucher ist es, sich unter den unzähligen Angeboten zurechtzufinden, die allzu oft hinsichtlich einer möglichst raschen Veralterung konzipiert wurden und uns in erster Linie mit dem Preis und/oder dem Faktor Bequemlichkeit locken.

GOODEE´s hauptsächliche Funktion ist die eines sozialen Kurators zum Auffinden, Führen und Bewerben von Marken, Produkten und Storys, die im Einklang mit unseren Zielsetzungen designt wurden. Darüber hinaus möchten wir nur Waren beschaffen und präsentieren, bei denen wir einen inneren Wert und eine überzeugende Geschichte sehen. Dies verleiht Waren Relevanz und inspiriert die Menschen hoffentlich dazu, bewusster über im Alltag getroffene Entscheidungen nachzudenken.

Die Inneneinrichtungsbranche ist geprägt von hohen Fluktuationen und ständig wechselnden Trends. Wie meinen Sie, kann das Thema Nachhaltigkeit Realität werden?

Die Designbranche ist allzu oft darauf angewiesen, den Verbraucher mit immer neuen Trends und Bewerbung durch Prominente zum fortgesetzten Konsum zu verleiten, ihn bei der Stange zu halten. Sie schafft ein schnelllebiges Umfeld, das endlose Referenzen aus der Vergangenheit oder anderen irrelevanten Quellen heranzieht, um die Verbraucher fortwährend zur Suche nach einem einzigartigen Einrichtungskonzept, nach „DEM Look“, zu animieren, während oft die Geschichte – und die Auswirkungen – außen vor bleiben.

Wir bei GOODEE haben unser Geschäft darauf aufgebaut, Handwerker und Hersteller aus der ganzen Welt mit einzigartigen Produkten – oft hergestellt mittels traditioneller Handwerkstechniken – zu finden und zu fördern. Wir betonen gegenüber lokalen Unternehmen und Gemeinden den damit zusammenhängenden Nutzen, um sicherzustellen, dass diese altbewährten Fähigkeiten relevant bleiben und über Generationen weitergegeben werden. GOODEE bietet eine Plattform, um eine breite Palette von Nachhaltigkeitsinitiativen zu fördern und gleichzeitig die Verbraucher eingehender bezüglich der Hersteller der Produkte und der verschiedenen Anliegen aufzuklären, die ihnen am Herzen liegen.

GOODEE führt nur Produkte von Designern, die daran glauben, Gutes zu tun. Welche Standards sind sinnvoll für Designunternehmen?

Bei GOODEE beginnt und endet alles mit einem absoluten Bekenntnis zu „gutem Design und einem guten Zweck“. Wenn wir bei GOODEE über die Kooperation mit einem neuen Partner nachdenken, ist es wesentlich, dass die Produzenten unseren Glauben an die Kraft einer fortschrittlichen Form des Konsums und der Fertigung an der Schnittstelle starker Werte teilen. Wir sind ständig auf der Suche nach wirklich einzigartigen Produkten und Geschichten, die auf geistiger und emotionaler Ebene anregend sind.

Unser Bewertungsansatz orientiert sich stark an den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN, insbesondere am SDG12 – Verantwortungsvoller Konsum und Produktion. Unser Team arbeitet mit den einzelnen Lieferanten auf Basis einer gründlichen qualitativen schriftlichen und mündlichen Bewertung des Geschäftsbetriebs zusammen. Hierbei werfen wir einen Blick auf die Materialbeschaffung, das Lieferkettenmanagement, die Abfallreduzierung, Förderung von Frauen und BIPOC (Black, Indigenous and People of Colour) und Bewahrung gefährdeter Handwerkskünste, um nur einige Aspekte zu nennen.

Ein wichtiger Faktor im Zuge unseres Bewertungsprozesses ist, ob die ausgewählten Marken B-Corp-zertifiziert sind. Wir selbst sind bereits seit unserem ersten Betriebsjahr ein B-Corp-zertifiziertes Unternehmen. Wir wissen den rigiden Zertifizierungsprozess sehr zu schätzen und empfinden enormen Respekt und Verbundenheit mit anderen Unternehmen, die ebenfalls dieses kontinuierliche Engagement eingehen, ihre Geschäftstätigkeit als Kraft zur Förderung des Guten anzusehen.

Design für sich verändernde Zeiten ist eine Verpflichtung. Was ist Ihr bester Rat für den Kauf eines Stücks als „Investition“?

Wir ermutigen den Kunden dazu, mit „weniger, aber besseren Dingen“ zu leben, die die Geschichten unseres Lebens widerspiegeln. Unser Rat bei der Auswahl ist, nach jenen Edelsteinen Ausschau zu halten, deren Design und Funktion uns ein Leben lang inspirieren und Flexibilität bei der Anpassung an wechselnde Umgebungen zeigen, beispielsweise wenn wir umziehen, unsere Familie Zuwachs bekommt und wir unser Leben in andere Bahnen lenken.

Letztendlich sollen diese sogenannten „Investment Pieces“ nicht auf einen Altar gestellt, sondern jeden Tag für ihre guten Dienste geliebt und im Laufe der Zeit von Generation zu Generation weitergegeben werden. Essenzielle Produkte müssen mit konzeptioneller Strenge entworfen und hergestellt werden, um in Bezug auf Qualität und zeitloses Design unseren Anforderungen genügen zu können. Diese Erwartungshaltung war einst bei Produzenten und Verbrauchern üblich, ist jedoch aufgrund einer turbokapitalistischen Wirtschaftsweise in den letzten Generationen in den Hintergrund getreten. Wir drängen auf eine Rückkehr zu einfacheren und langsameren „weniger, aber mehr“-Prinzipien, um diesen sich ändernden Zeiten gerecht zu werden.

Was ist Ihre Vision für GOODEE? Wo sehen Sie die Interior-Design-Branche in 10 oder 20 Jahren?

Unsere Vision ist die Veränderung des Status quo und Neudefinition von „gutem Design“. Es ist spannend, eine neue Perspektive in die Innenarchitekturbranche einzubringen und eine Konversation anzuregen über die Umstellung auf ethische Produktionsweisen und bewussteren Konsum. Wir erwarten, dass die Designbranche im nächsten Jahrzehnt die Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten der globalen Designschaffenden besser repräsentiert und nicht mehr durch einen oft monolithischen und vorhersehbaren Standpunkt geprägt ist.

Wir denken, dass wir bei GOODEE unseren kleinen Teil dazu beitragen, zu beweisen, dass „gutes Design“ nicht nur existiert, sondern in allen Ecken der Welt im Überfluss vorhanden ist. Unsere Vision ist eine Branche, die diese Realität über Jahre und Jahrzehnte hinweg widerspiegelt.